Zweites Kind
Wunschkaiserschnitt
Frühjahr 2014
Nach der spontanen Geburt und dem Trauma, das dadurch entstand, weitestgehend verarbeitet war, war für mich klar, dass ich wieder ein Kind bekommen wollte. Wir mussten nur einen gemeinsamen Zeitpunkt finden. Mein Mann wollte lange zeit kein weiteres Kind.
Nachdem meine Mutter gestorben war und ich in einem tiefen Loch verschwand, änderte er seine Meinung. Ich weiß bis heute nicht, ob es sein Gefühl war, das es nun richtig wäre, oder ob es mehr mit meiner Depression zu tun hatte.
Ich hatte in den 3 Jahren nach unserem Großen nur die ersten 3 Monate verhütet. Nachdem ich die Pille plötzlich nicht mehr vertrug, entschied ich mich für eine natürliche Verhütung. Ich beobachtete meinen Zyklus und hörte auf meinen Körper.
Deshalb brauchten wir auch nur 3 Übungszyklen, bis wir erfolgreich schwanger wurden.
Die Schwangerschaft lief von Anfang an nicht wirklich gut.
Die Übelkeit kam erst nach der 10. Woche, mein Blutdruck stieg und musste bis zum Ende sogar mit Tabletten ich Schach gehalten werden. Sodbrennen kam direkt nach der Übelkeit und blieb bis zum Schluss. Allerdings in einer Intensität, in der ich sie noch nie zuvor erlebte. Ich bekam keinen Schlaf mehr, ich dachte, mir ätzt es die Speiseröhre weg. Ich wusste nicht mehr, was ich noch essen und trinken sollte.
Irgendwann war ich körperlich so am Ende, dass mein Mann nur noch 4 Std. arbeiten gehen konnte, um unseren Großen in den Kindergarten bringen und abholen zu können. Er musste für mich am Ende alles übernehmen, da ich kraftlos und erschöpft war. Es war wirklich keine schöne Schwangerschaft....
Als ich im Krankenhaus, dass 2. Screening nachkontrollieren lassen musste, da meine Ärztin nicht alles erkannte, wurde auch das erste Mal mit einem Arzt, in diesem Falle auch schon der Chefarzt, angesprochen, wie ich mir die Geburt vorstelle. Es wurde eine Akte angelegt und auch meine Erfahrung notiert, die ich bei der ersten Geburt erlebte.
Als ich sagte, dass ich Angst davor hätte, das Kind normal zu bekommen, da mir wieder jeder sagte, dass der Kopf ordentlich groß sei, sagte er mit ruhiger stimme, dass es ganz an mir liegt.
Die Mutter hat die Entscheidung zu treffen! Kein Arzt und keine Hebamme, kann in den Kopf schauen, niemand steckt in Ihrem Körper. Lieber habe ich eine entspannte und ruhige Mutter im OP, als eine Ängstliche und verspannte im Kreißsaal.
Ich solle einfach darüber nachdenken und dann um die 34. ssw wieder vorbei kommen zur Geburtsbesprechung.
Ich nahm mir die Wochen und überlegte reiflich. Wir kamen beide zu dem Entschluss, das wir auf mein Bauchgefühl hören. Ich entschied mich dazu, dass unser Kind per Kaiserschnitt zur Welt kommen soll.
Natürlich konnte ich nicht wissen, welche Schmerzen danach auf mich zu kommen. Wie das alles ablaufen wird und ob auch alles gut verläuft.
Niemand weiß vorher, wie die Narbe verheilen wird und wie ich persönlich den Schmerz empfinde, wie mein Körper damit umgeht.
In der 34. ssw besprach ich mit den Ärzten, wann wir den Kaiserschnitt machen. Ich wurde über die möglichen Komplikationen aufgeklärt und bekam meinen Laufzettel.
Es galt einen Termin mit der Anästhesie zu vereinbaren, mich anzumelden und mir mein gewünschtes Zimmer vor zu bestellen. Es wurde ein weiterer Termin für den Tag vor dem Kaiserschnitt gemacht, um noch einmal zu kontrollieren, ob alles ok ist und ein letztes CTG zu schreiben.
Dazwischen hatte ich auch noch einen Vorsorge Termin bei meiner Frauenärztin. Die letzten Wochen zogen sich irgendwie extrem. Ich war so fertig, dass ich einfach keine Lust mehr hatte.
Am Tag vor dem Kaiserschnitt lief ich meine Runde ab und man sagte mir, ich solle am Morgen um 6 Uhr da sein und um 12 Uhr wäre dann die OP.
Ich wurde nervös..
Unsere Wecker waren gestellt, allerdings hörten wir sie nicht. Wir wurden nach vielleicht 3 Std. Schlaf nicht wach. Um 8 stand unser Zwerg im Wohnzimmer und stellte den TV an. Als ich das hörte, saß ich Kerzen gerade im Bett.. Mist, verpennt...
Rasend schnell machten wir uns fertig und fuhren ins Krankenhaus. Die Verspätung war nicht schlimm. Ich wurde in ein Zimmer gebracht und mein Mann konnte Sohnemann zur Oma bringen.
Als er wieder bei mir war, lag ich bereits auf meinem Familienzimmer.
Ich hatte die OP-Kleidung an und bekam von der Schwester Nagellackentferner, da ich das komplett vergessen hatte und mit Nagellack auf den Krallen ins Krankenhaus kam.
Ich hatte das Gefühl, es geht irgendwie nichts voran, aber das lag einfach an der Ungeduld, die man dann auch einfach hat.
Als ich zum OP gefahren wurde, stieg die Angst, die Vorfreude und die Ungewissheit.
Es war schließlich alles neu...
Ich verabschiedete mich von meinem Mann, wurde in den OP-Bereich gebracht und kam dann auf einen kalten Flur.
Dort wurde ich auf den OP-Tisch umgebettet. Mit diesem fuhr man mich in einen verdammt kalten OP. Man konnte mich leider in keinen anderen bringen, also musste ich in den, der an diesem Tag, noch nicht benutzt wurde. Dementsprechend musste er auch eingerichtet werden.
Ich bekam meine Kabel, meinen Zugang, den Katheder und man versuchte mir 5x vergeblich, die Nadel in die Wirbelsäule zu schieben.. Erste ein anderer Arzt und der dann 6. versuch glückte.
Mein Rücken sah dementsprechend lange zeit unmöglich aus.. Ein dicker fetter Bluterguss in der Größe einer Honigmelone.
Ich lag da, zitterte vor kälte und hörte den Gesprächen des OP Teams zu.
Ich kann nicht behaupten, dass sie sich über private Dinge unterhalten hätten, ich bekam es auch nur Schämenshaft mit. Viel zu nervös und aufgeregt war ich.. Man gab mir auch etwas zur Beruhigung, der Arzt merkte es nämlich..
Man redete auch immer wieder mal mit mir, damit ich mich nicht allein fühlte.
Es war nett gedacht, aber ohne meinen Mann war ich allein, egal wie viele Personen nun dort herumliefen. Man setzte mir nun endlich meine Dosis, damit die Betäubung einsetzte..
Nachdem das erledigt war und ich nun merkte, wie alles taub wurde, durfte mein Mann zu mir kommen. Die ersten tränen liefen.. Man pinselte mich schön Orange ein.. sah wirklich toll aus.. ;-)
Das Tuch wurde festgemacht und der Arzt legte los.
Es war ein komisches Gefühl.. Ich spürte dass, da jemand an meinem Körper war, es ruckelte und wackelte. Ich spürte einen Druck und wusste nicht, wie mir geschieht. Es lässt sich wirklich schwer erklären. Ich weinte, einfach weil ich wusste, gleich ist unser Kind da.
Als er ihn aus dem Bauch hob, sagte er uns, dass wir einen fitten, kleinen Sohn haben.
Die Hebamme wickelte ihn in ein Handtuch und legte ihn kurz an meinen Kopf.
Es war zwar wieder ein Junge, aber es war unser Junge.
Ich sah ihn an und dachte in den ersten Sekunden, sie halten mir unseren großen Sohn vor die Nase.
Wie ein Klon.. Ich war total überrascht.. Ich weinte vor Glück und Erleichterung.
Mein Mann verdrückte ein Tränchen, küsste mich und ging dann unserem Sohn nach, als ich sagte, er soll bei ihm bleiben.
Bei mir wurde die "Misgav Ladach"-Methode als Kaiserschnitt durchgeführt, was ich auch als bessere Methode empfinde.
Es ist ein schonendes Verfahren mit kürzerer Operationsdauer als bei herkömmlichen Kaiserschnittgeburten. Die Gewebeschichten werden nicht mit dem Messer durchtrennt, sondern lediglich leicht eingeschnitten und dann auseinandergezogen und -gedehnt. Nerven und Blutgefäße, die sonst durchtrennt werden, bleiben so erhalten. Dies beschleunigt den Heilungsprozess. Man kann in den meisten Fällen fünf Tage nach dem Kaiserschnitt nach Hause.
Ich wurde danach in den Aufwachraum gefahren, in dem alle OP Patienten lagen.
Das empfand ich persönlich zwar als nicht die gelungenste Lösung, aber es hat jede Klinik seine eigene Art.
Dort lag ich auch bestimmt eine drei viertel Stunde bis Stunde und wurde kontrolliert. Ich durfte nicht einschlafen, auch wenn mir in diesem Moment extrem danach zumute war. Ich wurde immer wieder angestoßen, damit ich war bleibe.
Ich bekam die ersten Schmerzmittel, eine Infusion, und es wurde nach der Blutung und der Wunde geschaut. Jedes Nachbluten hätte mich zurück in den OP gebracht.
Mein Herz wurde kontrolliert und die Sauerstoffsättigung.
Ich wurde immer wieder angesprochen und es wurden Dinge gefragt.
Irgendwann brachte mich die Schwester dann auf mein Zimmer. Dort wartete mein Mann schon auf mich. Unser Sohn wurde kurz vorher noch einmal abgeholt, um eine Untersuchung zu machen, bevor ich ihn dann endlich in den Arm nehmen konnte.
Als ich dann endlich im Hier und jetzt ankam, setzten die Schmerzen ein. Es war ein Unterleibsschmerz, schon fast wie eine Wehe. Eine Schwester kam rein und sah es mir auch direkt an. Sie stellte den Tropf höher und sagte, ich soll ruhig bescheid sagen, wenn die schmerzen kommen, die muss ich nicht allein aushalten. Man versuchte mir dann relativ schnell das Kind anzulegen, legte mir nahe es immer wieder zu versuchen und zeigte mir, wie ich das Stillprotokoll führe..
In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Man bot mir an, den Kleinen mitzunehmen, da er auch gerne mal beim Atmen stockte, wie ich selbst auch. ich hatte teilweise echt Panik, weil ich jedes Mal, wenn ich ruhiger wurde, ins Stottern kam. ich kanns nicht beschreiben, aber ich konnte nicht frei Atmen und dementsprechend, war an Schlaf nicht zu denken.
Am nächsten Tag wurde der Katheder gezogen und ich motiviert, aufzustehn.. Gott, was schmerzen..
Du hast keine funktionierenden Bauchmuskeln, die dir helfen dich aufzurichten. Ich hab echt gehofft, dass ich nicht lange stehen muss. Mein Bett wurde frisch bezogen, ich wurde auf den Rand gesetzt und die Thrombosestrümpfe wurden getauscht.
Etwas später wurde ich geben einmal auf Toilette zu gehen, einfach um zu schauen, ob das laufen und selbstständige aufstehen funktioniert.
Ohne dieses Krankenhaus Bett, hätte ich wahrscheinlich kein Auge zu bekommen, ich konnte das Rückenteil und das Beinteil höher stellen, damit keine Spannung auf der Wunde lag.
Natürlich bekloppt, wenn man bedenkt, dass man im eigenen Schlafzimmer, ein normales und tiefes Bett vorfinden wird.
Ich bekam einen Tabletten Vorrat, konnte ab der zweiten Nacht auch wieder richtig Atmen, konnte allerdings das Schlafen vergessen, da man mir alle Stunde, den kleinen brachte. Ich wollte nur eine Nacht Schlafen, nur eine Einzige. Ich sagte, dass er ruhig die Flasche bekommen kann, das machte ich tagsüber auch. Nebenbei gab es natürlich Stillversuche.
Aber unser kleiner, wollte immer zur Mama... Er hatte keinen Hunger, er wollte nur zu mir...
Ich war mittlerweile puterrot im Gesicht. Die Haut war wund. Ich rieb nonstop mit einem Tuch darüber. Ich schwitzte nämlich wie verrückt. Das setzte direkt ein, nachdem ich auf mein Zimmer kam, und endete auch erst am 3. Tag im Krankenhaus. Ich sah einfach nur schlimm aus.
Nachteil der Anästhesie.
Meine Haare waren fettig, ich komplett durchgeschwitzt, das Gesicht blass und wund vom Wischen.
So krank sah ich das letzte Mal nach der spontan Geburt aus.
Am dritten Tag durfte ich aber endlich Duschen.. Ohne Seife, wegen der Wunde, aber da hatte ich schon vorgesorgt und seifenfreies Duschgel gekauft. Es durfte natürlich nichts an die Wunde kommen. Dort reicht es aus, mit einen leichten Wasserstrahl, abzuspülen.
Es war so herrlich. Man weiß erst, wie toll das Duschen ist, wenn man es nicht darf.
Ich zog mir mein eigenes Shirt an, eine Hose und versuchte, wie schon tags zuvor, viel zu stehen und im Zimmer zu laufen.
Mein Mann und unser Großer kamen morgens zum Frühstücken und das machte mir, das laufen auch leichter. Als wir durch die Klinik laufen mussten, ging es mit den schmerzen sogar. Ich wunderte mich schon richtig, war aber auch froh.
Da ich abends immer mit meinem Mann schrieb, wenn sie zu Hause waren, kam schnell raus, dass wir uns alle sehr vermissten. Ich hatte Heimweh nach meinem Großen und nach meinem Mann. Und ich fehlte den beiden und unserer Hündin auch sehr..
Dieser hatten wir die erste Windel und einen getragenen Body ins Bett gelegt von unserem Nachwuchs, damit sie den Geruch schon einmal kannte, wenn wir dann nach Hause kommen.
Ich beschloss also am 3. Tag, dass ich entlassen werden möchte. Nur widerwillig ließen sie mich gehen. Dem Kind ging es hervorragend, die U konnte ich bei unserer Kinderärztin machen lassen und meine Wundheilung war auch in Ordnung, also ließ man mich auf eigene Verantwortung ziehen.
Zu Hause gab es dann erst eine stürmische Hundebegrüßung, die ich sehr genoss. Und ein erleichternder Begrüßungsmoment, zwischen Baby und Hund. Ich legte mich dann in mein umgebautes Bett und ruhte mich mit meinem Mann und unseren Kindern aus.
Es war so schön...
Die ersten Nächte waren leider nicht die besten. Ich konnte aus Bewegungsmangel nicht richtig Stillen, der kleine war so ungeduldig, dass er das Stillhütchen dauernd wegzog. Ich hatte dann mehr schmerzen, als es nötig gewesen wäre.
Also beschlossen wir, dass er nachts die Flasche bekommt.
Tagsüber versuchte ich es weiter und pumpte auch ab. Leider staute sich die Milch, die Brust wurde kochend heiß, schmerzte und wurde riesig.
Als ich die Schmerzen nicht mehr aushielt, stillte ich ab. Zumindest habe ich es ein paar Tage versucht und er hat die wichtige Vormilch und etwas fette Milch bekommen.
Das Aufstehen, laufen, stehen und sitzen, wurde täglich besser. Nach dem Duschen tupfte ich die Wunde ab, bzw. mein Mann tat es. Danach föhnten wir darüber, damit es trocken wurde.. Die ersten Tage legte ich Binden unter den Bauch, um die Wunde zu schützen.
Irgendwann zwickten die Klammern und ich wollte sie einfach nur noch loswerden.
5 Tage nach dem Kaiserschnitt wurden die Klammern gezogen. Es war so befreiend..
2 Wochen lang musste ich beim Niesen und lachen, ein Kissen vor meinen Bauch halten, da es sonst richtig schmerzte. Die ersten 4 Wochen kann man sagen, war das Laufen anstrengend, da ich nun mal den Bauch habe, der nach unten zieht. Der große Nachteil, wenn man Dick ist.
Die Fettschürze legt sich auf die Narbe, man muss sie entlasten, trocken halten und pflegen.
Ich habe Zinksalbe benutzt, als die Klammern dann endlich weg waren.
Die ersten Tage sollte man so bequeme Kleidung wie möglich tragen, nicht schwer heben, nie schwerer als das eigene Baby. Nicht zu viel wollen und alles langsam angehen.
In der 5. Woche war alles super und in der 6. Woche bei der Nachsorge von meiner Frauenärztin, sah auch von innen alles gut aus.
Ich kann sagen, dass ich danach weder mit der Narbe noch von der Narkose Schwierigkeiten hatte. Mir ging es super und die schmerzen nach dem Kaiserschnitt, waren schnell wieder vergessen.
Und bis heute ist das auch so geblieben. Gutes Heilfleisch ;-)
Die Stelle um die Narbe ist auch nicht unbedingt taub. Die Narbe ist sehr hell, kaum bzw. nicht wulstig und sehr schön verheilt. Dank Speckbauch sieht man sie zwar nicht, aber ich hab ja Hoffnung lach..